Trotzphasen Kleinkinder - 5 Tipps wie du spielend leicht damit umgehst
Dein Kind will sich allein die Hose anziehen, doch dann klappt das mit dem Hosenbein doch nicht so gut und es endet im Geschrei?
Im Supermarkt möchte dein Kind unbedingt das Überraschungsei an der Kasse haben und dein Nein endet auch schon mal im Sich-einfach-auf-den-Boden-schmeißen?
Herzlich Willkommen in der Ich-werde-langsam-groß-Phase! Dein Kind wird sich nun immer mehr über das bewusst, was es schon kann und will es natürlich ausprobieren. Diese Phase wird bei Kleinkindern als Trotzphase beschrieben und hat meistens einen negativen Beigeschmack. Als Pädagogin, Mutter von drei Kindern und Intuitionsexpertin möchte ich dir mit meinen Tipps einen positiven Blick auf diese wichtige, aber notwendige Phase deines Kindes geben und dir meine helfende Hand reichen. So kannst du in anstrengenden Situationen locker und entspannt bleiben!
Tipp 1: Bleibe bei Wutausbrüchen und Geschrei gelassen – das geht wirklich
Wichtig zu wissen: Lautes und wütendes Schreien ist nie leicht zu ertragen! Ob es von deinem Kind kommt oder von einem Erwachsenen. Automatisch wird ein lauter Alarm in uns ausgelöst, den wir so schnell wie möglich ausschalten wollen. Wo ist der Aus-Schalter? fragst du dich. Und obwohl in uns㇐ Erwachsenen etwas ausgelöst wird, wollen wir das Geschrei bei unserem Kind so schnell wie möglich abstellen.
Versuche dies zu vermeiden: Das Geschrei und die Wut wirst du bei deinem Kind nicht einfach ausschalten können. Das ist dir wahrscheinlich schon selbst aufgefallen. Vermeide in der “Hochphase” die Wut deines Kindes mit Worten zu beruhigen. Vor allen Dingen nicht mit lauten oder wütenden Worten. Ich weiß, das ist nicht leicht. Da bin ich ganz bei dir. Indem du einfach in der Nähe deines Kindes bist und bleibst, hilfst du deinem Kind schon mehr als genug.
Eine einfache Lösung ist: Gehe auf Augenhöhe mit deinem Kind und biete ihm wortlos deine Hand oder deinen Arm an. Es reicht auch einfach dein Dasein! Setz dich in die Nähe deines Kindes: Dein nicht-wütendes, sondern Ich-bin-da-für-dich-Blick kann jetzt so hilfreich sein! Mach dir klar: dein Alarmsystem ist angegangen, dich stört gerade das Verhalten deines Kindes. Aber: Auch wenn sich das Geschrei von deinem Kind wie ein Alarmsystem anhört, das du abschalten möchtest, ist das Verhalten deines Kindes sehr wichtig und völlig NORMAL. Ja, du liest richtig: völlig normal! Eine schwierige Situation aus eigener Kraft gemeistert zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein so viel mehr als jeder von dir gut gemeinte Ratschlag. Mit der Zeit lernt dein Kind durch deine liebevolle Begleitung ähnliche Situationen zu meistern.
Tipp 2: So beugst du vor, dass du in dieser Entwicklungsphase innerlich jedes Mal vor Wut “kochst”
Wichtig zu wissen: Mach dir klar, dass diese Phase eine wichtige Phase für dein Kind ist! Indem dein Kind schreit und sich vermutlich auf den Boden wirft, bekommt es wieder neue Energie und erst den Mut, es in der nächsten oder ähnlichen Situation noch einmal zu versuchen! Neue Energie? Ja, richtig! Ich meine nicht die Energie für den nächsten Wutanfall, sondern die Kraft und den Willen, die nächste schwierige Situation allein oder mit Unterstützung zu meistern.
Versuche dies zu vermeiden: Verwerfe den Gedanken, dass dein Kind dich mit Absicht wütend machen will. Sag diesem Gedanken: goodbye! Ernsthaft – das bringt schon mal ganz viel Entspannung. Es geht darum, dass es dir gut geht und du mit der Situation besser umgehen kannst. Wut zu empfinden ist nicht verboten. Sie an deinem Kind zu entladen ist aber nicht fair und nicht in Ordnung.
Eine einfache Lösung ist: Du kannst vorbeugen, indem du für den morgigen Tag für dich zwei Dinge klar hast (und damit meine ich wirklich klar vor Augen):
Morgen wird wieder eine Situation kommen, in der dein Kind wütend sein wird.
Du kannst keine “Wut-freie” oder "Geschrei-freie" Umgebung für dein Kind schaffen. Deshalb beziehe das Verhalten nicht auf dich. Zeige deinem Kind, dass du da bist. Das geht auch ohne Worte.
Mit dieser Klarheit nimmst du unerwarteten Wutausbrüchen schon mal ganz viel Überraschungsenergie für dich. Kommt es nämlich nicht so – dann freue dich darüber!
Tipp 3: Lerne die Ursache der Trotzphasen von Kleinkindern verstehen
Wichtig zu wissen: Die genaue Ursache einer Phase werden wir nie zu hundert Prozent nachvollziehen können. Doch aus vielen pädagogisch wertvollen Beobachtungen von Kindern kann man Schlüsse ziehen, warum sich ein Kind auf eine bestimmte Weise verhält. Dadurch weißt du außerdem, dass du nicht allein vor diesem Problem stehst und dass es vielen Eltern ähnlich geht wie dir. Und ganz wichtig: Du weißt, dass das Verhalten deines Kindes „normal“ ist, auch wenn es sich für dich unangenehm anfühlt! Übertrage dein Unwohlsein nie auf dein Kind!
Versuche dies zu vermeiden: Grüble nicht zu viel über diese Phase bzw. über dein Kind nach. Dein Kind ist nicht krank und bekommt wegen seines Verhaltens auch nicht irgendwelche Probleme. Ganz im Gegenteil: Es versucht seinen eigenen Weg zu finden, sein Ich zu entwickeln. Einige Ratgeber oder gutgemeinte Ratschläge anderer können hilfreich sein, doch sei auch da kritisch und hör auf deine innere Stimme, was für dich und dein Kind richtig ist und sich gut anfühlt!
Eine einfache Lösung ist: Es gibt zwei wirklich gute Ratgeber, um Kinder und deren Denken besser zu verstehen. Ich empfehle dir zwei Bücher: Babyjahre von Remo H. Largo und Friedliche Babys – zufriedene Eltern. Vom achtsamen Umgang mit unseren Kindern von Dr. Emmi Pikler. Diese Bücher geben dir keine klassischen Ratschläge, sondern geben dir ein umfassendes Verständnis, wie Kinder sich entwickeln, wie sie denken und fühlen.
Tipp 4: Nutze die Kraft der Ablenkung – und viel Humor
Wichtig zu wissen: Egal in welcher Phase sich dein Kind befindet: Mache aus dieser Phase kein Elefanten-Problem! Du weißt schon: Man kann gedanklich aus jeder Mücke einen Elefanten machen! Dein Kind schreit herum, da er/sie es doch nicht schafft, sich die Schuhe anzuziehen und du weißt: Dein Hilfsangebot bringt in dieser Situation sowieso nichts. Lenke dich ab, falls du verführt bist, einzugreifen. Überdenke deinen Einkaufszettel oder schau nach deiner Post. Solltest du den Raum verlassen wollen, wo du dich gerade mit deinem Kind befindest, sag ihm kurz Bescheid.
Versuche dies zu vermeiden: Dein Kind aus der jeweiligen Situationen herauszulocken, indem du ihm etwas Süßes anbietest, kann vielleicht kurzfristig helfen, ist aber nicht hilfreich für seine Entwicklung. Nicht in dem Sinne, dass er/sie seine Wut „durchstehen“ muss. Du kannst dir das Geschrei vorstellen wie übermäßig aufgestaute Wut in deinem Bauch, die wirklich arg schmerzt und sich sehr, sehr unangenehm anfühlt. Was machst du in solch einer Situation mit so viel Wut im Bauch? Genau – du lässt sie „raus“ und schreist vielleicht deinen Partner an oder du joggst eine große Runde durch den Park, um dieses Gefühl loszuwerden. Warum darf dein Kind es also nicht? Wenn es doch so wohltuend und entlastend ist! Würdest du deine Wut unterdrücken, würde es dir auf Dauer nicht gut gehen….Da sind wir uns doch einig, oder?
Eine einfache Lösung ist: Warum nicht auch einfach mal über die eine oder andere Situation schmunzeln? Am besten nicht vor deinem Kind, das könnte ihn oder sie noch wütender machen. Aber mal ehrlich: Mit den Tipps, die du jetzt hast, bist du gut gerüstet für fast jede Phase, die du erleben wirst. So kannst du auch über dich selbst lachen, dass du selber so ein Drama aus der Sache gemacht hast. Erzähl deinem Partner von deinen „Erfolgen“, wie du von nun an mit Geschrei und Getrampel umgehst. Teile auch deine Bedenken, deine Ängste mit jemandem, dem du vertraust und mit dem du gemeinsam auch über Situationen mit deinem Kind lachen kannst. Kinder erziehen oder besser gesagt begleiten, hat nichts mit einem Wettbewerb zu tun. Hier geht es nicht um höher, schneller, weiter! Dein Kind hat sein eigenes Tempo, wie du auch! Und: Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht!
Tipp 5: Höre auf, dich wie eine Rabenmutter zu fühlen
Wichtig zu wissen: Jede Mutter und jeder Vater kann ihre/seine Gefühle nicht immer unter Kontrolle haben! Jedes Elternteil ist schon mal in Wut geraten und hat sein Kind angeschrien. Ja, wirklich JEDER! Mach daraus kein Problem! Wir sind halt Menschen, die ihre Emotionen nicht immer im Griff haben. Macht es uns deshalb zu schlechteren Menschen? Nein, keinesfalls! Und solltest du dich wirklich schlecht fühlen, dass du dein Kind angeschrien hast, was spricht dagegen, sich zu entschuldigen? Das ist Stärke. Eben weil dir aufgefallen ist, dass du einen Fehler gemacht hast! Außerdem bist du als Elternteil auch ein Vorbild für dein Kind.
Versuche dies zu vermeiden: Informiere dich nicht in irgendwelchen Foren, die dir ein schlechtes Gewissen machen. Und teile dich überwiegend denen mit, die ähnlich ticken wie du! Vielleicht ist deine Mutter für das Thema nicht die richtige Ansprechpartnerin, sondern eher deine Freundin oder deine Nachbarin, die auch Kinder hat.
Eine einfache Lösung ist: In unseren Köpfen kreisen immer wieder viele Gedanken, unser Kopf spricht meist ununterbrochen mit uns! Versuche ehrlich mit dir zu sein und sprich das aus, was dich wirklich bedrückt: mit jemandem, mit dem du dich wohl fühlst! Unser Kopf fängt meist automatisch an, unser Verhalten zu bewerten, was aber nicht immer der Realität entspricht! Wenn du all deine Gedanken ausgesprochen hast, wirst du schon mal entspannter sein. Und dich bestimmt nicht wie eine Rabenmutter oder Rabenvater fühlen!
Mit diesen 5 Tipps bist du auf die Trotzphase(n) deines Kindes gut vorbereitet. Du möchtest mehr erfahren und schon auf die nächsten Phasen bestens vorbereitet sein? Dann lies hier weiter: www.einfachstefka.com/impulse/blog-aktives-zuhören+Ich-Botschaften. Hier erfährst du, warum aktives Zuhören und Ich-Botschaften alltägliche Machtkämpfe mit deinem Kind in Nullkommanichts in Luft auflösen.